Ganz wichtig bei einer natürlichen Hufbearbeitung ist, gemäß einem alten medizinischen Leitspruch:
“Primum non nocere - Zuerst einmal nicht verletzen„. Das heißt dass alle am Huf gewachsenen Strukturen für den Organismus einen Sinn ergeben, sonst hätte er sie nicht dort platziert. Daher darf auf keinen Fall einfach etwas am Huf weggeschnitten werden nur weil es nicht zur idealen Hufform passt. Hufhorn egal ob an der Sohle, den Trachten, den Eckstreben, den Seitenwänden, dem Tragrand oder dem Strahl zeigt dem Hufbeartbeiter durch seine Struktur und Beschaffenheit ob es gekürzt werden will oder nicht.
So löst sich z.B. überflüssiges Sohlenhorn ganz von alleine plättchenartig oder krümelig von der „lebenden“ Sohle ab. Man kann es leicht mit dem Hufkratzer entfernen.
Huckel und Buckel in der Sohle dürfen nicht glattgeschnitten werden, auch ein künstlich geschnittenes Sohlengewölbe dünnt die Sohle aus und macht sie empfindlich.
Man stelle sich einmal an sich selbst folgende Situation vor: Man hat sich den ganzen Sommer über durch Barfusslaufen eine schöne dicke Hornhaut angelaufen. Problemlos kann man damit über steinigen Untergrund gehen. Nun verletzt man sich durch einen kleinen Schnitt in der Hornhaut. Augenblicklich wird die Fußsohle sehr empfindlich beim Auftreten. Die Haut wird nun versuchen den Defekt so schnell wie möglich zu heilen.
Alle Hornteile die durch Bearbeitung entfernt werden und innerhalb von 2 Wochen genauso nachwachsen, müssen in Ruhe gelassen werden, da der Huf diese offensichtlich für seine Stabilität braucht.
Jedes Pferd sollte eine individuelle an den Huf und die Lebensumstände angepasste Hufbearbeitung erhalten. Dabei gibt der Huf die Art der Bearbeitung vor und nicht die Lehrmethode.